Neuer Umzugsservice in Stuttgart: Turtlebox

Die Gründer (v. links): Oliver Mund und Leopold Schoeller Die Gründer (v. links): Oliver Mund und Leopold Schoeller Turtlebox

Umzugskartons ade - Turtlebox will mit recycelbaren Mehrwegkisten die Kartonage beim Umzug ablösen.

Mit ihrem Start-up Turtlebox wollen Oliver Mund und Leopold Schoeller Umzüge revolutionieren. Und das ausgerechnet mit Kunststoffboxen. Wie das gehen soll? Ein durchdachtes Mehrwegsystem mit praktischem Lieferservice macht es möglich. Was einst mit einer Idee in einem Notizbuch begann, wird mittlerweile an zehn Standorten in Deutschland angeboten. Ab sofort steht der Service von Turtlebox auch im Raum Stuttgart zur Verfügung.

Ein Umzug als Ideengeber für eine Unternehmensgründung? Vor ein paar Jahren hätte Oliver Mund das nicht für möglich gehalten. Als er 2009 umzog, lieh er sich Kunststoffboxen von einem Freund. Dieser hatte die Boxen zum Einlagern verwendet, um seine Sachen während eines Auslandsaufenthalts vor der Feuchtigkeit im Altbaukeller zu schützen. Seine Umzugshelfer griffen lieber zu diesen Boxen als zu den herkömmlichen Pappkartons und fragten ihn, woher er die denn habe. So wurde die Geschäftsidee eines Mietsystems für Umzugsboxen aus Kunststoff geboren. Mund machte sich dazu eine Notiz in einem kleinen Büchlein, in dem er solche Ideen sammelte. Bis zur Umsetzung dauerte es dann aber noch ein paar Jahre. Als Mund 2012 seinen Job im Investmentbereich einer Immobilienfirma an den Nagel hängte, kam er auf die Notiz in seinem Büchlein zurück – und gründete 2013 mit einem Freund in München die Turtlebox GmbH, die sofort mit dem Umweltpreis der Landeshauptstadt prämiert wurde. Mit rund 2.000 Kisten stiegen sie ins Vermietgeschäft ein. Ermutigt wurde Mund dabei auch durch vergleichbare Konzepte, die bereits erfolgreich in den USA und Kanada umgesetzt worden waren.

Umweltfreundlicher umziehen
Kunststoffkisten als nachhaltige Alternative zum Umzugskarton? Auf den ersten Blick mag das paradox erscheinen. "Kunststoff im Einwegsystem ist tatsächlich schlecht für die Umwelt. In einem Mehrwegkreislauf aber hat das Sinn“, erklärt Geschäftsführer Leopold Schoeller. Ein Umzugskarton wird durchschnittlich zwei Mal verwendet, bevor er entsorgt wird. Bei fünf Millionen Umzügen, die es pro Jahr in Deutschland gibt, wandern so jährlich rund 125 Millionen Kartons in den Müll, wenn man davon ausgeht, dass pro Umzug durchschnittlich 50 Stück benötigt werden. Eine Turtlebox hingegen stemmt mindestens 200 Umzüge. Und wenn sie ihre maximale Lebensdauer erreicht hat, kann die Box aus Polypropylen recycelt werden. "Wichtig ist am Ende des Tages für uns, dass eine Box lange hält und der Mehrwegkreislauf funktioniert. Pro Verwendung verursacht eine Turtlebox 23 g CO2-Emissionen – etwa 12-mal weniger als ein Umzugskarton, der etwa 286 g CO2-Emissionen erzeugt“, so Schoeller. Leopold Schoeller kennt sich gut aus in diesem Bereich. Sein Vater und Onkel sind Geschäftsführer der Schoeller Holding GmbH, die u.a. das erfolgreiche Mehrwegsystem für die allseits bekannten grünen Obst- und Gemüse-Kisten für den Lebensmitteleinzelhandel ins Leben gerufen hat. Die Turtlebox werden von Schoeller produziert.

Geballtes Know-how für eine gemeinsame Sache
Schoeller und Mund fanden zueinander, nachdem 2014 der einstige Gründungspartner Munds aus privaten Gründen aus dem Geschäft ausgestiegen war. Zunächst investierte Oliver Mund im Alleingang alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel in die weitere Unternehmensentwicklung, ermutigt durch die positive Resonanz seiner Kunden. Als Betriebswissenschaftler fehlte ihm allerdings das Wissen über Logistik und Hardware, um den Vermietservice auch jenseits des Münchner Raums anbieten zu können. Leopold Schoeller hatte gerade seinen Abschluss als Wirtschaftsingenieur in der Tasche und war auf der Suche nach einer Geschäftsidee, um sich selbstständig zu machen. Er wurde auf Turtlebox aufmerksam und traf sich mit Mund. Die Chemie zwischen den beiden Jungunternehmern stimmte. Und Schoeller besaß das Know-how und die finanziellen Mittel, um das Start-up gemeinsam mit Mund voranzubringen. So stieg er Ende 2015 als zweiter Geschäftsführer bei Turtlebox ein. Seitdem arbeiten die beiden gemeinsam am Auf- und Ausbau ihres nachhaltigen und zugleich praktischen Umzugsservice.

web M 4872Umzug mit Kunstoffboxen statt Pappkartons. Foto TurtleboxStabil, stapelbar und stoßfest
Vorbereitungsintensiv und nervenaufreibend: Egal, ob es in eine neue Mietwohnung, das erste Eigenheim oder größere Büroräume geht – Umzüge sind stressig. Wenn dann auch noch überladene Pappkartons kaputtgehen, ist das Chaos perfekt. Statt sich mühsam sperrige Umzugskartons zu organisieren, die gerne mal reißen, bei Regen durchnässen oder nach getaner Arbeit oft funktionslos im Keller landen, können die Kunden bei dem Start-up wochenweise grüne Turtleboxen mieten. "Der Kunde meldet sich bei uns online oder telefonisch und legt das Anliefer- und Abholdatum fest. Wir liefern ihm die Boxen, er packt und zieht um. Und wir holen die Boxen am neuen Standort wieder ab“, erklärt Mund das Prinzip. Eine Turtlebox ist inklusive Lieferservice bereits ab 1,79 Euro für die erste Mietwoche und ab 0,79 Euro für die Folgewoche erhältlich; ab einem Bestellwert von 70 Euro ist die Lieferung kostenlos. Mit einem Fassungsvermögen von 68 Liter und einem Ladegewicht von etwa 40 kg bietet die Turtlebox viel Stauraum; beispielsweise für 80 T-Shirts, acht Aktenordner oder zwölf Paar Schuhe. Für schwerere Inhalte wie Bücher gibt es die "Babyturtles" – kleinere Kisten mit 21 Liter Volumen. Die Turtlebox sind robust und schützen ihren Inhalt – wie der Schutzpanzer einer Schildkröte. Zudem sind die geruchsneutralen Kunststoffboxen ruck, zuck aufgebaut, lassen sich problemlos und ohne Verrutschen stapeln und gut tragen. Wenn sie nicht im Einsatz sind, können sie platzsparend zusammengeklappt werden. Vor jedem neuen Umzug überprüft und reinigt Turtlebox die Kisten.

Turtlebox expandiert
Anfangs konnte man mit Turtlebox nur im Stadtgebiet und der Region München umziehen. Mittlerweile ist das Unternehmen an weiteren neun Standorten vertreten: Die Mehrwegkisten können nun auch im Raum Berlin, Bottrop, Essen, Frankfurt am Main, Gelsenkirchen, Hamburg, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen und Stuttgart gemietet werden. Auch Umzüge zwischen diesen Standorten sind mit den Turtleboxen daher jetzt möglich. Der Service gilt ebenfalls für die Peripherie des jeweiligen Standorts (im Radius von circa 70 km). In Zukunft sollen nach und nach weitere Standorte dazukommen, Unterstützung bekommen Mund und Schoeller dabei von der DMG (Deutsche Möbeltransport AG), mit der sie 2016 einen starken Vertriebspartner gewinnen konnten. Über die DMG, die Dienstleistungen und Produkte im Verpackungsbereich anbietet, möchten die beiden Jungunternehmer auch verstärkt Umzugsfirmen als Kunden ansprechen. Bisher bestellen meist Privat- und Gewerbekunden direkt bei ihnen die Turtleboxen für ihren Umzug. "Unsere Vision ist es, die Kartonage abzulösen“, so Schoeller. Wenn zukünftig alle Kunden, ob Umzugsunternehmer, Privatleute oder Firmen, deutschlandweit aus einem gemeinsamen, großen Pool bedient werden können, geht die Geschäftsidee von Turtlebox sowohl im wirtschaftlichen als auch im nachhaltigen Sinne auf. Denn wenn allein 20 Prozent der jährlich fünf Millionen Umzügler Umzugskartons durch Mehrwegkisten ersetzen würden, könnten bereits 25.000 t Papiermüll pro Jahr gespart werden.

Weitere Infos (falls Sie gerade vor einem Umzug stehen, haben Sie unser Mitgefühl):
www.turtle-box.de oder telefonisch unter 0800 / 555 34 55



Freitag, Mai 10, 2024