Hyundai gibt Gas in der Wasserstofftechnologie

Nexo: Mit Brennstoffzelle über 600 Km Reichweite Nexo: Mit Brennstoffzelle über 600 Km Reichweite Foto: Hyundai

Hyundai wird immer mehr zur führenden Kraft bei Brennstoffzellentechnologie - Investments verbilligen Produktion und Speichertechnologien

Wie die Hyundai Motor Company bekannt gibt, investiert der koreanische Autobauer immer mehr in Unternehmen, die sich auf Wasserstofftechnologien spezialisiert haben. Das ist ziemlich clever, denn der Eindruck verstärkt sich, dass rein batterieelektrische Antriebe bei weitem nicht die Mobilität der Zukunft sicherstellen können.

Unterdimensionierte Stromnetze, für den Massenmarkt auf lange Sicht viel zu wenige Lademöglichkeiten, lange Ladezeiten und eine äußerst energieaufwändige Akku-Produktion deuten an, dass der Strom für elektrisch betriebene Fahrzeuge doch besser anders als per Batterie bereitgestellt werden sollte, zumal die Entsorgung ausgedienter Batterien und ihrer giftigen Inhaltsstoffe noch lange nicht gelöst ist.

Als Alternative bietet sich Wasserstoff an, durch dessen lokale Verbrennung in Brennstoffzellen elektrischer Strom zum Fahrzeugantrieb erzeugt wird. Schnell zu tanken, völlig emissionsfrei in der Verbrennung und praktisch unbegrenzt verfügbar hat dieser Brennstoff das Zeug zur Technologie der Zukunft.

So erklärt sich auch das Interesse der Koreaner an der Brennstoffzellentechnik. Hyundai investiert in Impact Coatings (Schweden), H2Pro (Israel) und GRZ Technologies (Schweiz), um seine Führungsposition im globalen Wasserstoff-Brennstoffzellen-Ökosystem zu stärken - viel fehlt nicht mehr, bis der Forschungsvorsprung etwa von Daimler-Benz (das Unternehmen forscht seit den siebziger Jahren an der Brennstoffzelle) verspielt ist.

Steigendes Interesse an Brennstoffzellentechnologie
Die strategischen Investitionen erfolgen zu einem Zeitpunkt, an dem das Interesse an der Brenn­stoffzellentechnologie spürbar steigt. Die Zusammenarbeit mit branchenführenden Unternehmen ermöglicht Hyundai, die Wasserstoffinfrastruktur zu erweitern und die Effizienz der Herstellung von Brennstoffzellenfahrzeugen (FCEV) zu verbessern. "Unsere Investition in diese innovativen Unternehmen wird die Produktionskosten von Brennstoff­zellenfahrzeugen senken und die Sicherheit und Erschwinglichkeit einer Wasserstoffinfrastruktur verbessern", sagt Youngcho Chi, President und Chief Innovation Officer der Hyundai Motor Group. "Wir hoffen, die breite Akzeptanz der Wasserstofftechnologie zu beschleunigen, indem wir FCEVs für unsere Kunden zugänglicher machen."

Impact Coatings
Impact Coatings AB ist ein führender Anbieter von PVD-basierten (Physical Vapor Deposition) Beschichtungslösungen für Brennstoffzellen und bietet Beschichtungsmaterialien, Maschinen und Dienstleistungen an. Die Keramikbeschichtungen des schwedischen Unternehmens sind ein kosteneffizienter Ersatz für Edelmetalle, die derzeit in der Brennstoffzellenproduktion verwendet werden. Im Rahmen der neuen gemeinsamen Entwicklungsvereinbarung werden Hyundai und Impact Coatings gemeinsam eine neue Generation von Materialien, Verfahren und Geräten für eine Vielzahl von Anwendungen erforschen und entwickeln, einschließlich der Herstellung von Brennstoffzellen und Wasserstoff selbst.

H2Pro
H2Pro ist ein israelisches Startup, das die E-TAC-Wasserspalttechnologie (electrochemical, thermally active chemical) entwickelt hat, die effizient, erschwinglich und sicher ist. Dank der H2Pro-Technologie kann Hyundai die Kosten für die Wasserstoffproduktion senken, was wiederum den Wasserstoffpreis für die Kunden senkt. Dies ist die zweite Investition von Hyundai in das Startup seit Hyundai CRADLE Tel Aviv die Partnerschaft im November 2018 angekündigt hat.

GRZ Technologies
GRZ Technologies ist ein in der Schweiz ansässiges Unternehmen, das sich auf die Speicherung von Wasserstoff spezialisiert hat. Mithilfe der Technologie lässt sich Wasserstoff bei niedrigerem Druck und höherer Dichte sicherer speichern. Die urheberrechtlich geschützte Kompressionstechnologie hilft darüber hinaus auch Kosten zu reduzieren. Durch die Vereinbarung von Hyundai mit GRZ wird die Kommerzialisierung der Wasserstoffinfrastruktur beschleunigt und gleichzeitig eine bessere Zugänglichkeit für die Kunden geschaffen.

Mehrere Brennstoffzellenfahrzeuge in Serie
Hyundai Motor ist - nach eigener Einschätzung - weltweit führend in der Entwicklung der Brennstoffzellentechnologie. Zwar bietet auch Mercedes mit der B-Klasse F-CELL ein Brennstoffzellenfahrzeug an; praktisch handelt es sich aber um eine Kleinstserie, die den Weg in den Massenmarkt niemals gefunden hat. Anders bei Hyundai: Mit der Einführung des ix35 Fuel Cell im Jahr 2013 sind die Koreaner tatsächlich der erste Automobilhersteller der Welt, der ein Brennstoffzellenfahrzeug in Serie und in größeren Stückzahlen anbietet. Dabei nicht genug ist der Hyundai Nexo bereits die zweite Generation eines Brennstoffzellenfahrzeugs von Hyundai. Er bietet eine Reichweite von 666 Kilometern (nach WLTP-Zyklus), stößt als einzige Emission Wasserdampf aus und reinigt die Luft während der Fahrt.

Weckruf für deutsche Hersteller?
Vielleicht ist das eine Nachricht an die deutschen Hersteller, nicht gar zu eilig auf rein batterieelektrische Techniken zu setzen. Während selbst der klassische Verbrenner nach wie vor nicht ausgereizt ist, machen insbesondere Technologien und Entwicklungen wie die Brennstoffzelle oder extrem emissionsarme Designer-Kraftstoffe Lust auf die Zukunft der Mobilität. Auch aus Gründen der Risikominimierung gilt: Man legt nicht alle Eier in ein einziges Nest.

 

Freitag, April 26, 2024