Natürlich ist der Neue gewachsen – um fast 10 cm. Das kommt dem Radstand zugute und damit der Straßenlage. Und dem Innenraum – mehr Platz auf den hinteren Plätzen verspricht BMW. Man sitzt tatsächlich etwas kommoder, die Knie stoßen nicht mehr automatisch an die Rückenlehne der Vordersitze an. Wer gern mit Chauffeur unterwegs ist, wird aber weiterhin mit 5er oder 7er besser bedient. Die besseren Plätze sind im 3er die vorderen. Das beginnt mit den vorzüglichen Sitzen, die Fahrer und Beifahrer nachdrücklich in den Griff nehmen. Das geht weiter mit einer nahezu perfekten Ergonomie und Praxistauglichkeit des weiterhin fahrerorientierten Cockpits. Und endet mit spürbaren Verbesserungen wie dem riesigen Display, das jetzt fast von den Rücksitzen ablesbar ist. Die Verarbeitung ist über jeden Zweifel erhaben – auch hier rückt der neue 3er näher an den 5er heran.

Zusatzzahl 3:
Den 3er gibt es jetzt in den 3 Ausstattungen „Sport Line“, „Modern Line“ und „Luxury Line“. Die Pakete bieten im Wesentlichen unterschiedliche Felgen, Polsterfarben und Dekorelemente innen und außen. Die Basisausstattung der kompakten Limousine ist klassenüblich – an Sicherheitsfeatures und elektronischen Helferlein ist an Bord, was man unbedingt benötigt. Die Aufpreisliste ist lang und interessant. Lang, weil sich der 3er so individuell konfigurieren lässt wie nie zuvor – von Fahrwerk und Felgen über diverse Licht-, Komfort- und Sichtpakete bis zur Unterhaltung mit DAB-Tuner und Smartphone-Schnittstellen hat man über all die Wahl. Interessant, weil vor allem im Bereich der Fahrerassistenzsysteme (Stichwort kamerabasierte Erfassung von Verkehrszeichen und Fahrbahn mit Warnung beim Verlassen der Spur, farbiges Head Up-Display) sowie bei den Informations- und Kommunikationspaketen jetzt bisher der Ober- und Luxusklasse vorbehaltene Angebote erstmals ihren Weg in die Kompaktklasse gefunden haben.

Zusatzzahl 4:
Auf der Mittelkonsole gibt es einen neuen Knopf: den „Fahrerlebnisschalter“. Fahrwerk, Lenkung und Gaspedal lassen sich auf Knopfdruck schrittweise in 4 Stufen von „verhalten“ im Eco-Modus bis „energisch“ im Modus Sport + einstellen. Die Veränderungen sind im normalen Fahrbetrieb spürbar, wenn man sich beim Umschalten darauf konzentriert. Mit „Komfort“ ist man in der Regel gut bedient – das exzellente Fahrwerk schluckt geschmeidig alle Unebenheiten, ohne weich oder gar schwammig zu werden. Im Gegenteil: Der neue 3er ist extrem agil – die 1,4 Tonnen Leergewicht lassen sich mit der straffen und präzisen Lenkung fast schon kurvengierig bewegen. Beeindruckender ist der Eco Pro-Modus: BMW gibt für den 184 PS starken Turbodiesel einen DIN-Verbrauch von nur 4,4 Litern an – sparsamer lassen sich lange Distanzen auf der Autobahn kaum zurücklegen. Entspannter auch nicht – Reifen- und Windgeräusche übertönen den mit 380 Nm Drehmoment kraftvollen, aber sehr kultivierten Diesel in der Regel. Die Stellung Sport + schließlich deaktiviert u.a. die Traktionskontrolle und mag gut sein für schnelle Rundenzeiten – im Straßenverkehr bringt sie, zumal in Verbindung mit dem Diesel, keine Vorteile.

Zusatzzahl 4, die Zweite:
Den neuen 3er bietet BMW (bis auf die Topversion 353i) nur noch mit Vierzylinderturbomotoren an. Zum Start steht der von uns gefahrene Diesel 320d mit 184 PS beim Händler. Wer noch mehr mit Kraftstoff knausern will, greift zum 320d Edition Efficient Dynamics – und wird zum Preis von 35.350,- € mit einem DIN-Verbrauch von sagenhaften 4,1 Litern belohnt. Ohne beim Drehmoment von 380 Nm Abstriche zu machen – da muss sich so mancher Hybrid mächtig anstrengen. Wer keinen Selbstzünder mag, hat aktuell die Wahl zwischen dem 328i mit 245 PS (€ 37.400,-) und dem einzigen Sechszylinder 335i mit heftigen 306 PS (€ 43.600,-). Mit 316d und 318d sowie 320i wird die Motorenpalette aber schon im Sommer nach unten erweitert. Zumindest der 320d hat uns so überzeugt, dass wir den Sechszylindern keine Träne hinterherweinen – sowohl Leistung als auch Laufkultur überzeugen. Von den Verbrauchswerten gar nicht zu reden.

Zusatzzahl 8:
Gegen 2.260,- € Aufpreis hat die famose 8-Gangautomatik jetzt ihren Weg in den 3er gefunden. Wir meinen: Unbedingt bestellen! Vor allem in Verbindung mit dem durchzugsstarken Diesel ergibt sich eine souveräne Antriebskombination, die kaum noch Wünsche offen lässt. Sowohl beim Mitschwimmen im Verkehr als auch beim beherzten Zwischenspurt sind Gangwechsel kaum noch spürbar – ohne den Eindruck einer irgendwie indirekten Verbindung zwischen Motor und Hinterrädern hervorzurufen. Wer will, bekommt gegen Aufpreis Schaltwippen am Lenkrad – das ist aber eher etwas für sportlich orientierte Fahrer eines 328i oder 335i. Wer die Automatik machen lässt, ist sehr gut bedient – die Vorteile durch manuelle Eingriffe sind im normalen Verkehr nicht erfahrbar.

Der neue 3er passt und überzeugt – das haben Ingenieure und Designer gut gemacht. Die Fortschritte unterm Blech sind spürbar. Optisch ist vor allem die Front mit den neuen Scheinwerfern deutlich dynamischer geraten als beim Vorgänger – ohne dass der „Alte“ jetzt richtig alt aussieht. Im Innenraum ist er durch etwas mehr Platz, die sehr gute Verarbeitungsqualität und die Gestaltung des Cockpits dem großen Bruder 5er sehr nahe gekommen. Die neuen Motoren überzeugen mit Leistung und Verbrauch. Fahrwerk und Lenkung haben an Agilität zugelegt, ohne den Komfort zu beeinträchtigen. Und wer es sich leisten kann, findet jetzt zahlreiche Features aus der Oberklasse in den Sonderausstattungen.

BMW 3er 320d Automatic
Baujahr:    2012
Listenpreis    37.610,- €
L / B / H:    4,62 / 1,81 / 1,43 m
Leergewicht:    1.420 kg
Zuladung:    550 kg
Gepäckraum:    480 Liter
Sitzplätze:    fünf
Hubraum:    1.995 cm3
Leistung:    135 kW/184 PS
Drehmoment:    380 Nm
Getriebe:    8-Gangautomatik
Spitze:    230 km/h
0 auf 100 km/h:    7,6 Sekunden
Normverbrauch:    4,4 Liter Diesel
CO2-Austoß:    117 g/km