Autoreise im Winter: Gut gerüstet auf Tour

Autoreise im Winter: Gut gerüstet auf Tour Foto: AvD

Schneeketten gehören bei Fahrten ins Gebirge in den Kofferraum +++  Finger weg von der Feststellbremse

Auch wenn das hohe Infektionsgeschehen derzeit vielen Menschen die Lust auf eine Urlaubsreise vergehen lässt, sehnen sich etliche danach in den ruhigen Tagen zwischen Weihnachten und Jahreswechsel mal raus zu kommen und abseits des Alltags ein bisschen Abwechslung in das durch die Pandemie eintönig gewordene Leben zu bringen. Sei es der Tagesausflug oder der Besuch bei Verwandten und Freunden – auch im Winter stehen längere Autofahrten bei vielen Bundesbürgern auf dem Programm. Allerdings hat die Natur von Dezember bis März einige Unwägbarkeiten in petto, die auch eine gewöhnliche Autofahrt zum Abenteuer machen können. Der Automobilclub von Deutschland (AvD) rät daher, einige Punkte zu beachten, damit aus Reiselust nicht Reisefrust wird.

 

Schneeketten? Aber klar!
Insbesondere in der kalten Jahreszeit ist eine gute Vorbereitung das A und O. Schon einige Tage bevor es losgehen soll, empfiehlt es sich, die Wetterprognosen aufmerksam zu verfolgen. Werden Schnellfälle oder Eisregen angekündigt, lieber die Abfahrt um ein oder zwei Tage verschieben. Teil der Wahrheit ist aber auch, dass die Wettervorhersage keine absolute Sicherheit bringt. Daher sollten einige Ausrüstungsgegenstände bei einer längeren Autofahrt stets an Bord sein. So gehören Schneeketten oder zumindest sogenannte Anfahrhilfen sowie Arbeitshandschuhe spätestens dann ins Auto, wenn das Flachland verlassen und die Tour in Mittel- oder gar Hochgebirgsregionen gehen soll. Zudem ist es ratsam, das Anlegen der Schneeketten bereits zu Hause zu üben, damit im Bedarfsfall unterwegs die erforderlichen Handgriffe sitzen.

Daneben ist es sinnvoll, ein oder zwei Wolldecken griffbereit im Fahrzeuginneren dabei zu haben, sowie eine Thermoskanne mit heißem Tee. Die lässt sich unterwegs leicht an einer Raststätte wieder auffüllen, wenn der Inhalt geleert oder kalt geworden ist. Zwar wird warme Winterbekleidung bei einer längeren Fahrt selbstverständlich mit an Bord sein, diese sollte aber nicht am Körper getragen werden und möglichst griffgünstig untergebracht sein. So sind alle Passagiere gut gerüstet, wenn es gilt, einen Stau zu überstehen. Denn gerade wenn die Straßenverhältnisse durch Schneefall beeinträchtigt werden, steigt die Wahrscheinlichkeit von langen Staus mit Stillstand überproportional. Und diese Staus lösen sich oft nur sehr langsam wieder auf. Autofahrer sind dann gut beraten, sparsam mit dem Kraftstoff umzugehen und den Motor – und damit auch die Heizung – für längere Zeit abzustellen.

Vorsicht mit der Handbremse!
Damit es vor dem Antritt der Heimfahrt keine unliebsame Überraschung gibt, das Auto niemals mit angezogener Feststellbremse (Handbremse), sondern mit eingelegtem Gang parken. Denn bei Minustemperaturen kann die Bremse zufrieren, ein Losfahren ist dann nahezu unmöglich. Verantwortlich dafür sind kleine Wassertröpfchen, die sich zwischen Bremsbelag und –scheibe auch dann befinden können, wenn die Straße scheinbar trocken ist. Es reicht schon, wenn das Auto kurz vor dem Stopp durch eine Schmelzwasser-Pfütze gerollt ist. Die Idee, ein Enteiser-Spray, sofern vorhanden, zur Hilfe zu nehmen, sollte übrigens umgehend verworfen werden. Denn erstens würde der Sprühstrahl kaum den Bereich zwischen Bremsbelag und Bremsscheibe erreichen können und zweitens enthalten derartige Sprays Inhaltsstoffe, die die Wirkung der Bremse massiv beeinträchtigen können, wenn sie auf die Bremsscheibe gelangen.

Grundsätzlich empfiehlt es sich für Fahrten auf Schnee und Eis, den Reifenfülldruck der Winterreifen um 0,2 bar über den vom Fahrzeughersteller vorgegebenen Wert zu erhöhen. Dadurch öffnet sich einerseits das Profil, was sowohl die Griffigkeit der Reifen als auch die Selbstreinigung des Reifenprofils verbessert. Gleichzeitig reduziert ein leicht erhöhter Luftdruck die Aufstellfläche des Reifens, woraus sich ein höheres Aufstandsgewicht ergibt. Das verbessert den Kraftschluss zwischen Reifen und Fahrbahn.

Praxistipps für das Fahren bei Schnee und Glätte:

  • Sicheres Fahren beginnt schon vor dem Start. Eine gute Rundumsicht ist in der kalten Jahreszeit unerlässlich. Daher die Scheiben rundum von Eis und gegebenenfalls Schnee befreien – nicht vergessen, den Schnee auch von Dach und Hauben zu entfernen.
  • Die aktivierte Klimaanlage sorgt ebenfalls für gute Sicht, da sie die Innenluft entfeuchtet und damit die Neigung zum Beschlagen reduziert.
  • Bereits ab Temperaturen unterhalb von drei Grad droht Glätte. Daher mit erhöhter Aufmerksamkeit und reduzierter Geschwindigkeit fahren. Auch sollte ein vergrößerter Sicherheitsabstand eingehalten werden. Ein sportlicher Fahrstil oder hektische Fahrmanöver sind jetzt unangebracht.
  • Fehlt es den Antriebsrädern beim Losfahren an ausreichender Haftung, sodass sie durchdrehen (Schlupf), bieten Schaltgetriebe die Möglichkeit, im 2. Gang anzufahren. Dabei ist allerdings eine feinfühlige Betätigung von Kupplungs- und Fahrpedal erforderlich, um den Motor nicht „abzuwürgen“.
  • Während des Fahrens sollte die Aufmerksamkeit nicht allein auf die anderen Verkehrsteilnehmer gerichtet sein, sondern auch die Fahrbahnoberfläche im Blick behalten werden. Dunkle Stellen auf der Straße können auf Eisglätte hinweisen, glitzernde Reflexionen sind ein untrügliches Zeichen für Reifglätte.
  • Erweist sich die Fahrbahn tatsächlich als glatt, heißt es Ruhe bewahren, große Lenkbewegungen vermeiden und die Geschwindigkeit verringern. Wenn möglich, sollte das jedoch ohne Betätigung der Bremse erfolgen. Besser: Den Fuß vom Fahrpedal nehmen und rollen lassen. Bei Autos mit manuellem Getriebe die Kupplung treten.
  • Spurwechsel auf verschneiten Straßen erfordern hohe Konzentration sowie einen kühlen Kopf. Dann bildet sich zwischen den Fahrspuren eine Schneewulst, die es zu überwinden gilt. Dazu am besten zunächst auf der eigenen Spur das Tempo etwas erhöhen, dann den Fuß vom Gas nehmen und gefühlvoll das Auto auf die Nachbarspur rollen lassen. Bei einem Auto mit Schaltgetriebe auskuppeln. Damit wird der Kraftschluss zwischen Antrieb und Rädern getrennt, sodass die Reifen die maximale Seitenführung aufbauen können.

Ins Rutschen geraten Autos auf Eis und Schnee insbesondere in Kurven. Wenn das passiert: Fuß vom Gas, Lenkeinschlag zurücknehmen und auskuppeln. In den allermeisten Fällen reicht bereits eine leichte Verringerung des Lenkeinschlags, damit das Auto auf die gewünschte Fahrlinie zurückkehrt.

Insofern wünschen wir jetzt schon eine schöne Weihnachtszeit und viel Spaß in den Bergen. Fahren Sie vorsichtig - und kommen Sie gesund wieder heim!

Montag, Mai 06, 2024