Corona-Krise: Einigung bei Daimler über Beschäftigungssicherung und Kostensenkung

Corona-Krise: Einigung bei Daimler über Beschäftigungssicherung und Kostensenkung Foto: Daimler AG

Keine betriebsbedingten Kündigungen +++ Unternehmensleitung und Gesamtbetriebsrat einigen sich auf Kostensenkungsprogramm

Die Corona-Krise setzt der Autoindustrie weltweit heftig zu: Der wochenlange Stillstand hat tiefe Spuren in den Bilanzen hinterlassen, da nicht nur nicht produziert, sonder auch nicht verkauft werden konnte. Auch der Automobilhandel war zur Zeit des Lockdown natürlich wochenlang lahmgelegt. Daneben mussten Hygienekonzepte entwickelt werden, unterbrochene Lieferketten sorgten für Produktionsengpässe oder gleich weitgehende Porduktionsausfälle und Kunden stellten geplante Anschaffungen krisenbedingt zurück. Lange wurde deshalb über alle möglichen Sparmaßnahmen spekuliert, Zahlen von 15.000 bis zu 30.000 zu streichenden Stellen wurden kolportiert, nun gibt es Klarheit. Zumindest für die nächste Zeit.

So haben sich nach intensiven Gesprächen Daimler-Unternehmensleitung und Gesamtbetriebsrat auf Eckpunkte zur Personalkostensenkung in Deutschland geeinigt. Die vereinbarten Maßnahmen dienen dazu, der besonderen wirtschaftlichen Belastung durch die Corona-Pandemie Rechnung zu tragen und die Beschäftigung weiter zu sichern.
Die wesentlichen Maßnahmen sind:

  • Die Wochenarbeitszeit für Daimler-Beschäftigte in der Verwaltung und in den produktionsnahen Bereichen wird vom 1.10.2020 bis 30.09.2021 in der Regel um zwei Stunden ohne Lohnausgleich reduziert.
  • Für alle Beschäftigten in Verwaltung und Produktion entfällt die Ergebnisbeteiligung für das Geschäftsjahr 2020.
  • Das tarifliche Zusatzgeld 2021 wird ebenfalls verpflichtend für alle in bezahlte Freistellungstage gewandelt.

Genaue Einzelheiten werden noch festgelegt.
Die Details zur Umsetzung der Eckpunkte-Vereinbarung werden in den kommenden Wochen mit den Arbeitnehmervertretern weiter ausgearbeitet. Die Vereinbarung gilt für alle Beschäftigten der Daimler AG, der Mercedes-Benz AG, der Daimler Truck AG, der Daimler Brand & IP Management GmbH & Co. KG sowie der Daimler Gastronomie GmbH in Deutschland.
„Wir danken der Belegschaft für ihren wichtigen zeitlich befristeten Beitrag, um diese Krise gemeinsam zu bewältigen. Darüber hinaus gilt es, weiterhin miteinander die langfristigen strukturellen Themen anzupacken und zu lösen. Nur so kommen wir gestärkt und sicher aus der Krise und sichern damit die Zukunft des Unternehmens und der Arbeitsplätze“, sagt Wilfried Porth, Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Daimler AG.

Michael Brecht, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Daimler AG: „Wir kommen unserem Versprechen nach, den Zustand der Verunsicherung über sichere Arbeitsplätze so kurz wie möglich zu halten. Die vereinbarten Eckpunkte sind ein deutlicher Beitrag zur Sicherung der Beschäftigung und Stabilisierung unserer Finanzlage. Niemand soll sich in seiner Existenz bedroht fühlen. Mehr noch: Beschäftigung bei Daimler bleibt bis 2030 gesichert und betriebsbedingte Kündigungen bleiben ausgeschlossen.“  

Ziel: Effizienz rauf, Kosten runter
Mit diesen zusätzlichen Maßnahmen reagiert das Unternehmen auf die deutliche Verschärfung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durch die Corona-Pandemie. Bereits im Dezember 2019 hat sich Daimler mit dem Gesamtbetriebsrat in einer Gesamtbetriebsvereinbarung (GBV) auf Maßnahmen zur Kostensenkung und zur sozialverträglichen Reduzierung von Arbeitsplätzen verständigt, um die Konzernstruktur zu verschlanken und damit Effizienz und Flexibilität zu steigern. Ziel ist, die Personalkosten bis Ende 2022 und darüber hinaus signifikant zu senken. Daimler nutzt dazu zum einen die natürliche Fluktuation, um freiwerdende Arbeitsplätze abzubauen. Zudem wurden beispielsweise die Möglichkeiten zur Altersteilzeit erweitert und in Deutschland ein Abfindungsprogramm gestartet, um Stellen in der Verwaltung zu reduzieren. Bei diesem Programm gilt grundsätzlich die doppelte Freiwilligkeit.

Ist das genug?
Nachdem in den letzten Wochen immer wieder über Spar- und Entlassungspläne bei Daimler gemutmaßt wurde, ist dieses Paket sicher eine Pille, die man auch als Arbeitnehmer ohne zu große Schmerzen schlucken kann. Ziel ist, das Unternehmen fit für die Zukunft zu machen und ausreichend Geld für die Entwicklung neuer Tecchnologien bereitstellen zu können. Nun hat man einen Weg gefunden, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden und dennoch in relevanten Größenordnungen Personalkosten zu sparen. Wie Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht der "Automobilwoche" sagte, liege das Einsparvolumen bei rund 450 Millionen Euro. Das ist eine Menge Geld, aber ob das reicht?

Freitag, Mai 03, 2024

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