Hotel Am Schlossgarten: Neue Zauberer am Werk

Stefan Kientz (l.) und Karol Bernacki (re.) Stefan Kientz (l.) und Karol Bernacki (re.) Foto: Wilde & Partner GmbH

Stefan Kientz und Karol Bernacki übernehmen im Althoff Hotel am Schlossgarten Küche und Bar mit neuen Konzepten

Wer kennt das nicht? Nach anstrengenden 10 Stunden Arbeit noch ein abschließender Termin – ich schlage schon ziemlich müde im Stuttgarter Althoff Hotel Am Schlossgarten auf. Es regnet, meine Schuhe sind nass, mein Akku ist leer. Eigentlich habe ich jetzt keine Lust auf Freizeitstress, aber mich erwartet ein Abend in der John Cranko Lounge im Hotel Am Schlossgarten – das neue Food- und Bar-Konzept wird vorgestellt – und das klingt dann doch wieder interessant.

Die ruhige Atmosphäre des Traditionshotels legt sich gleich am Eingang wie ein Mantel um mich. Der Alltag bleibt draußen, Regen und Trubel der Menschenmassen am Hauptbahnhof und in der Königsstrasse auch. Die John Cranko Lounge empfängt mich mit warmen Farben, einem modernem und gleichzeitig sehr gemütlichen Interieur. Schick und doch wie zu Hause - langsam kehren meine Lebensgeister zurück. Das Licht ist gedimmt, die Stimmung familiär-freundlich und angenehm anregend.

Vorhang für die neuen Zauberer in Küche und Bar
Der neue Küchenchef Stefan Kientz und Barchef Karol Bernacki stellen sich vor. Beide tragen Hipster-Bärte, Stefan hat ein freches Grinsen im Gesicht und knallblaue Augen. Er hat eine sehr ruhige Art und eine eher kontemplative Ausstrahlung. Karol wirkt wie ein Genie mit seiner Brille und dem verschmitzten Blick. Kreativ, neugierig, ein bisschen eigensinnig. Ying und Yang. Tim und Struppi. Hier haben sich anscheinend zwei gefunden, die gut zusammen arbeiten können.

Stefan und Karol präsentieren uns in der John Cranko Lounge wunderbar aufeinander abgestimmte Genusscreationen: Ein 5 Gängemenü, zu jedem Essensgang wird ein passender Cocktail serviert. Die exquisiten Speisen tanzen mit den Cocktails sozusagen Tango. Die Jungs wollten doch nur spielen! Und das kommt dabei raus.

Der erste Gang
Kaninchen mit Karotte, Estragon und Lauch. Der Cocktail „Der Garten“ nimmt die Karotte wieder auf, dazu kommen Quitte und Gin - frisch und luftig ist der Beginn. Wir sitzen an einem gemütlichen Tisch, schwatzen und essen.

Ist Blutwurst bäh?
Das Menü geht weiter mit Blutwurst auf Kartoffel. Dazu klassisch Apfel und Zwiebel. Blutwurst finden unsere Kinder ja definitiv „bäh“. Hier in der Stefans Variation verliert das Gericht an Härte durch das cremige Kartoffelpüree, auf dem die Blutwurstscheibe angerichtet ist. Dazu fährt der Cocktail „Etwas mit Nuss“ mächtige Geschütze auf. Karol erzählt mit leuchtenden Augen, wie der Cocktail erfunden wurde. Die Idee kam ganz schnell: klar, zur Blutwurst passen Walnüsse, Butter, Bourbon, Sherry Apfel und Grauburgunder. Wie bringt man diese Zutaten zu einem leckeren Cocktail zusammen? Da müssen zunächst die Walnüsse geröstet werden, damit Röstaromen entstehen. Dann werden Nüsse und Butter erwärmt, miteinander gemischt, dann tiefgefroren, damit die Butter sich wieder vom Extrakt löst. Nur der butterige Geschmack wird mit den Nüssen verbunden. Das Mixen der Grundstoffe läuft über viele Schritte über mehrere Tage. Das ganze Barteam arbeitet zusammen, um eine neue Cocktailidee zu verwirklichen.

Schüttel mich!! Uh – schüttel mich – Ah – schüttel mich!
Immer wieder muss das Ganze geschüttelt werden. Dazu stellt Meister Karol die Mischung einfach in einem Glas mit Aufschrift in die Bar. Seine Jungs kennen das schon. Immer wenn jemand aus dem Team an dem Glas vorbeigeht, schüttelt er ein bisschen. Durch das kollektive wechselseitige Schütteln wird der Cocktail gemischt. Heraus kommt eine Art Weihnachtscocktail, nussig, mit Sahne, sehr schwer und doch vielschichtig. Man meint den Koriander herauszuschmecken. Alle am Tisch beginnen „Stille Nacht, heilige Nacht“ zu singen – nein, kleiner Scherz, aber die Stimmung am Tisch wird tatsächlich immer fröhlicher und angeregter. Ein Live-Gitarrist hat begonnen zu spielen – „Besame mucho“ und andere lateinamerikanische Songs. So lässt es sich leben. Wir unterhalten uns mit zuvor unbekannten Tischgenossen über Gott und die Welt. Das Gespräch fliegt von Amerika zu Instagram, Pinterest, wir philosophieren und dinieren. Ein richtig schöner Abend nimmt seinen Lauf.

Auftritt Kabeljau und Eierfrau
Wie schaffen es die guten Köche, den Fisch genau auf den Punkt zu bringen? Der Kabeljau im nächsten Gang ist zart, saftig, fest - einfach lecker. Dazu tanzen Erbsen über meinen Teller - als Püree, in der Schote, als Kraut. Auch hier zeigt sich der Spieltrieb von Koch und Barkeeper. Man spürt in der Creation aus Erbsen in verschiedenen Stadien des Reifens das Wachsen und Werden der Pflanze – die Anbindung an die Erde, an die Natur.

Zum Fisch gehört Dill – der findet sich hier allerdings im Cocktail wieder. Dill ist Karols Lieblingsgewürz, wie er uns verrät. Der Cocktail ist zunächst sauer und frisch, im Cocktail ist aber eine gefrorene Sorbeteinlage, die sehr, sehr süß ist. Diese Kombination aus Wermut, Dill und Zitronenverbene ist für Karol, wie er uns mit funkelnden Augen berichtet, sehr weiblich: quietschsüss, rund und sauer zugleich. - so entstand der Name Eierfrau. Das muss man einfach mal getrunken haben.

Das Kalb kommt mit der Schwäbischen Eisenbahn
Das Essen geht weiter und wieder zeigt sich der Humor des Barkeeper-Kochteams. Das Kalb, mild und zart mit saurer Kartoffel und Meerrettich, wird begleitet von einem kontrastierenden Cocktail mit Williamsbirne, Wermut und Honig-Radieschen-Essenz. Ein Hauch metallischer Geschmack sorgt für den Pfiff, dafür, dass das Ganze nicht zu harmoniesüchtig rüberkommt.

Endlich selber Schütteln
Beim Nachtisch dürfen wir endlich selber Barkeeper spielen. Wir bekommen den Cocktail „Baba au Rum“ mit Fernet Branca, Vanille, Grapefruit und Espresso in einem Shaker und dürfen den Inhalt dann zum Trinken selbst in eine Tasse gießen. Irgendwie kriege ich das Schütteln nicht so gut hin wie meine Tischnachbarn - bei denen ist das Ergebnis cremiger als bei mir. Egal. Es schmeckt wie ein Espresso mit Zitrone - ein bisschen nach Medizin. Dazu „Baba au Rum“ eine spannende Nachtischüberraschung: ein rumgetränktes Küchlein mit Grapefruit und Praline.

Insgesamt eine sehr gelungene Kombination aus kulinarischen Leckerbissen und originellen Cocktails – obwohl es natürlich auch jede andere Art von Drinks gibt. Die John Cranko Lounge ist für mich eine Neuentdeckung: ein Ort, an dem man toll essen kann und mit netten Leuten viel Spaß hat. Ich werde bestimmt wiederkommen, Livemusik und die anregende Atmosphäre genießen, z.B. nach einem Besuch von Kino, Oper oder Theater (ub).

Mehr Infos
Althoff Hotel am Schlossgarten
Schillerstrasse 23
70173 Stuttgart
Tel.: +49 / 0711 / 20260
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www.hotelschlossgarten.com

 

Mittwoch, Mai 15, 2024

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