Keine Spur von tatterig: 75 Jahre Jeep

Der Ur-Jeep neben seinem zivilen Bruder, dem Jeepster Der Ur-Jeep neben seinem zivilen Bruder, dem Jeepster STUTTGART EXPRESS

Der Jeep ist kein Fortbewegungsmittel, sondern eine Lebenseinstellung. Und die feiert Geburtstag: Vor 75 Jahren rollte der Jeep als Willys aus den Produktionshallen.

Der Grund für die „Geburt“ des Jeep war alles andere als erfreulich: 1941 standen die USA kurz vor dem Kriegseintritt und benötigten in großer Stückzahl ein Fahrzeug, dass sich einerseits in nahezu allen Truppengattungen einsetzen ließ, einfach im Aufbau, einfach zu reparieren und extrem geländegängig war. Vorgabe war, dass jeder Jeep in schnell zusammensetzbaren Einzelteilen in eine Transportkiste passen musste, um wirtschaftlich und schnell an jeden beliebigen Einsatzort transportierbar zu sein. Deshalb konnte z.B. die Windschutzscheibe nicht fest mit der A-Säule verbunden sein – die Kiste wäre zu hoch geworden. Den Zuschlag für dieses „General Purpose“-Fahrzeug (aus den Buchstaben „GP“ leitet sich vermutlich der lautmalerische Begriff „Jeep“ ab) erhielt Willys Overland – die Geburtsstunde des Jeeps wie wir ihn kennen.

WranglerIm Gelände zuhause: Der Wrangler Foto STUTTGART EXPRESSNach Ende des Krieges und mehreren Hunderttausend produzierten Jeeps gelang es Willys, das Konzept eines extrem geländegängigen Fahrzeugs in das Zivilleben zu überführen; dabei half sicher auch, dass Tausende amerikanischer Soldaten jahrelang beste Erfahrungen mit der Zuverlässigkeit und Robustheit der Jeeps gemacht hatten. Schnell wurde ihre Geländegängigkeit gerade in ländlichen Gegenden sehr geschätzt und auch als Freizeitfahrzeug konnte das Jeep-Konzept überzeugen, nicht nur mit dem direkten Abkömmling des militärischen Urahns, dem Wrangler, sondern erst Recht mit Modellen wie dem Wagoneer, dem Cherokee, dem Compass oder dem noch recht neuen Renegade. Es gibt also nun, 75 Jahren nach „Erfindung“ der Marke Jeep, viele Gründe zu feiern. So gilt z.B. der Jeep Wagoneer (Bauzeit 1963 bis 1993) als allererstes SUV überhaupt, während der Cherokee zu den Kompaktgeländewagen der erste Stunde zählt.

Nach 75 Jahren bringt Jeep nun also verschiedene Sondermodelle auf den Markt, um das Jubiläumsjahr gebührend zu feiern. Den Anfang macht der Jeep Renegade „75th Anniversary" Special Edition – unsere Vorstellung finden Sie natürlich bei STUTTGART EXPRESS (es lebe die Suchfunktion!).

Entsprechend stand das diesjährige "Camp Jeep" in Bassella (Lleida/Nordspanien), das jährliche Treffen der Mitglieder der Jeep Owners Group und aller Enthusiasten in ganz Europa, vom 02. bis 05. Juni ebenfalls ganz im Zeichen dieses großen Jubiläums. Detail am Rande: Das Datum fiel exakt auf den Geburtstag von Jeep, den 05. Juni. An diesem Tag im Jahre 1941 rollte der erste Prototyp Willys-Overland MA aus den Werkshallen in Toledo/Ohio.

Zusätzlich zu den Concept Cars Trailcat und Comanche (s.u.), den 75th Anniversary-Modellen und den Mopar-Fahrzeugen stellten legendäre historische Jeep die Verbindung zwischen den neuen Modellen und der 75jährigen Tradition  her: der unaufhaltbare Willys-Overland MB von 1941, der Willys Wagon von 1949 als erstes Ganzstahl-SUV der Welt und der Jeep Wagoneer von 1963 als erstes großes "Premium SUV". 

TrailcatWas für ein Monster: Der Trailcat. Foto Thomas StarckJeep Trailcat
Das Concept Car Jeep Trailcat ist ein echtes Monster, eine ultimative Offroad Maschine, zuhause sowohl auf den Trails von Moab wie auch auf der Hochgeschwindigkeits-Strecke. Sein Kompressor-aufgeladener 6.2 HEMI Hellcat V8 Motor an einem Sechsgang-Schaltgetriebe mit klassischem Billardkugel-Knauf ermöglicht es dem Trailcat, alle anderen in einer Staubwolke stehen zu lassen. Allerdings: Der Trailcat ist bretthart gefedert, ach was, streichen wir das Wort "gefedert"... er ist einfach bretthart. Die Folge: Jede Rille, Unebenheit und Fuge im Boden sagt freundlich-nachdrücklich "Hallo!" - und nach einer Weile verabschieden sich wahlweise die Plomben oder die Bandscheiben.

Der Antritt ist jedenfalls brutal. Um den 707 PS (!!) starken Hellcat Motor in den Trailcat zu bekommen, streckten die Designer den Radstand um 30,5 Zentimeter und kürzten die Frontscheibe für eine schlankere Optik um fünf Zentimeter. Mopar steuerte die Motorhaube mit Power Dome, den satinschwarzen Kühlergrill, die LED-Scheinwerfer und die Aufsetzschutzrohre bei.

Den robusten Off road Look unterstützen außerdem vordere und hintere Stoßfänger aus Stahl, 17 Zoll große Räder mit geschraubten Felgen in 39,5 Zoll großen BF-Goodrich Krawler T/A KX Reifen sowie Dana 60 Achsen vorn und hinten und Fox Stoßdämpfer.

Subtile Design-Hinweise wie Hellcat-Aufkleber auf den vorderen Seitenteilen und ein "Trailcat" Schriftzug seitlich der Motorhaube weisen auf die Kraft hin, die unter ihr lauert. Das Interieur des Trailcat ist einfach aber funktional, mit Schalensitzen aus Karbonfaser und Katzkin-Leder aus dem Dodge Viper sowie Vierpunkt-Renngurten. Tipp an die Designer: Das Dach ist zu niedrig (*autsch!*).

ComancheAuf Basis des Renegade: Der Comanche. Foto STUTTGART EXPRESSJeep Comanche
Der ist mal so richtig cool: Auf Basis des Jeep Renegade ist das Concept Car Jeep Comanche eine ganz besondere Spezialität für praktischen Nutzwert abseits der Straßen. Natürlich eine Reminiszenz an die legendären Jeep Pickups der Vergangenheit, vereint der Comanche Styling-Elemente des militärischen mit denen des zivilen Jeep-Erbes.

Zur eigens für den Comanche entwickelte Karosseriefarbe "Beige Against the Machine" passen die satinschwarze Motorhaube, der vordere Konzept-Stoßfänger mit Seilwinde, der hintere Stahl-Stoßfänger, das Softtop und das Reserverad auf der Ladefläche direkt hinter der Kabinenwand. Den Radstand der Renegade-Basis verlängerten die Ingenieure zur Aufnahme der 1,5 Meter lange Ladefläche des Comanche um 15 Zentimeter. Nicht wirklich vernünftig (eher ein Alptraum in puncto Aerodynamik) ist das Verdeck, das an eine Basecap erinnern soll. Sieht klasse aus, kostet aber bestimmt einen halben Liter auf 100 Km... ach, Pfeif drauf.

Nicht nur der Optik dienen die Jeep Performance Parts-Teile wie Aufsetzschutz-Rohre, fünf Zentimeter Höherlegung und Seilwinde, die die Geländefähigkeiten des Comanche unterstützen, der auf 16 Zoll großen, Schwarz lackierten Rädern und 32 Zoll großen BF-Goodrich All Terrain T/A Reifen rollt. Insgesamt für westeuropäische Verhältnisse ein erfrischendes Auto. Erfrischend anders, jenseits jeder Sinn- und Zweck-Argumentation und einfach fein anzuschauen. Falls uns jemand fragen sollte: Bitte bauen!

Dienstag, Mai 14, 2024