Nach Dieselbetrug: Audi schließt Analysen seiner V-TDI-Motoren ab

Audi Forum Ingolstadt Audi Forum Ingolstadt Foto: Audi AG

Wie Audi bekannt gibt, informierte das Unternehmen nach dem Abschluss der internen technischen Analysen all seiner V-TDI-Motoren das Kraftfahrt-Bundesamt über die wesentlichen Ergebnisse.

Die Details sollen in den kommenden Wochen durchgesprochen werden. Jetzt standen die aktuellen Modelle mit V6-TDI-Motoren der Generation 3 im Fokus. Als Zwischenergebnis vermeldet Audi, dass die jüngsten internen Analysen insbesondere bei der neuen Oberklasse mit dem Audi A8, dem Audi A7 Sportback, dem Audi A6 und A6 Avant sowie dem Audi Q8 keinerlei Befund ergeben hätten. Seit 2016 hatte das Unternehmen rund 700 Varianten bis ins Detail untersucht.

Ach: Plötzlich steht der Kunde im Mittelpunkt
Ist das glaubwürdig - oder geschickte PR? Jedenfalls wird auf einmal die eigene (beschädigte) Glaubwürdigkeit zum Thema gemacht und der Kunde angeblich in den Mittelpunkt gestellt. „Für mich stehen unsere Kunden absolut im Mittelpunkt“, betont Abraham Schot, kommissarischer CEO und Vorstandsmitglied für Vertrieb und Marketing der AUDI AG: „Wir haben in der technischen Aufklärung einen großen Fortschritt gemacht. Nach der aufwendigen Detailarbeit liegen die Fakten auf dem Tisch. Das muss unser Anspruch sein, schließlich haben wir durch die Dieselkrise viele unserer Kunden verunsichert und enttäuscht.“ Abraham Schot leitet Audi kommissarisch nach der Verhaftung von Vorstandschef Rupert Stadler.

Im Fokus: Rund 6 Millionen V6- und V8-Motoren
Gegenstand der umfangreichen Untersuchungen waren alle V6- und V8-TDI-Motoren, wie sie bei Audi in Modellen der Mittel- und Oberklasse zum Einsatz kommen. Dabei handelt es sich um rund sechs Millionen Autos (!) nach der Norm Euro 5 und Euro 6, die in den Jahren seit 2008 gebaut wurden und an Kunden in Europa und anderen Märkten (außerhalb USA und Kanada) ausgeliefert wurden. Damit prüften die Experten auch bereits den Status all jener Aggregate der Generation 2 evo und Generation 3, die ab Mitte 2014 angelaufen sind oder sogar erst mit Beginn des neuen Abgasstandards WLTP (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure) ab 1. September 2018 zum Einsatz kommen werden.

Donnerwetter, alles sehr kompliziert hier
Anscheinend kennt man sich bei Audi mit der eigenen Software nicht richtig aus, denn: „Die Untersuchungen waren komplexer als erwartet“, resümiert Audi-Beschaffungsvorstand Bernd Martens, der die interne Taskforce zur Aufarbeitung des vom Volkswagen beschönigend "Dieselkrise" genannten Betrugsskandals leitet: „Bei jedem einzelnen Dieselaggregat mussten wir tief in die Software-Codes einsteigen, um selbst Randbereiche des Fahrprofils zu überprüfen. Ein echter Kraftakt, den unsere Entwickler zusätzlich zu ihrer Kernarbeit an neuen Audi-Modellen geleistet haben. Für diese aufwändige Analyse durchforsteten die Mitarbeiter unserer Motorenentwicklung insgesamt Dokumentationen mit einem Umfang von mehr als 750.000 Seiten.“

Warum Audi selbst nicht durchblickt, mit welchen Mogel-Codes man Millionen von Autos an Kunden ausgeliefert hat, bleibt leider unbeantwortet. Vom Himmel wird die Software jedenfalls vermutlich nicht gefallen sein.

Software-Updates mit unklarer Wirkung
Audi betont, dass sich die Software-Updates nicht negativ auswirken. Leider bleibt Audi auch die Information schuldig, inwieweit sich die Abgaswerte verbessern. So hat das KBA bislang dem Unternehmen im Rahmen der Affäre sieben Bescheide für angeordnete Software-Updates zugestellt. Das entspricht einem Volumen von rund 240.000 Fahrzeugen weltweit. Für 370.000 Fahrzeuge mit V-TDI-Motoren bietet Audi – wie beim Diesel-Gipfel im August 2017 vereinbart – in Deutschland ein freiwilliges Software-Update zur Verbesserung der Emissionen im realen Straßenverkehr an.

Audi betont, dass das Nachrüstprogramm für Audi-Kunden stets kostenfrei sei - muss man sich als Audi-Fahrer nun artig bedanken? Danke, danke, danke! Ganz im Ernst: Alles andere wäre der Gipfel der  Frechheit gewesen. Jedenfalls wird Audi nicht müde zu betonen, dass sich die Updates weder auf Kraftstoffverbrauch, CO2-Emissionswerte, Motorleistung, maximales Drehmoment und Geräuschemissionen noch auf die Dauerhaltbarkeit des Motors und des Abgasnachbehandlungssystems negativ auswirken. Super.

Kein Thema für USA und Kanada
Wie es heißt, sind die USA und Kanada von den jetzt vorgestellten Ergebnissen der Audi-internen Analysen nicht betroffen. Das Unternehmen sei in Nordamerika einen Schritt weiter: Bei den dort eingesetzten Motorgenerationen liege bereits in vier von fünf Fällen die Freigabe der zuständigen Zulassungsbehörden für die Maßnahmen vor. Rund zwei Drittel dieser Autos seien bereits bearbeitet.

Freitag, Mai 03, 2024