Dieselfahrverbot: Zunehmender Widerspruch

Okay, derlei Stinker braucht kein Mensch. Okay, derlei Stinker braucht kein Mensch. Foto Harry Hautumm/Pixelio

Die in Stuttgart und anderen Städten in Deutschland geplanten Fahrverbote für Dieselfahrzeuge sind nach Ansicht des Verbandes der Motorjournalisten Symbolpolitik und nicht zielführend.

Ab 1. Januar 2018 sollen alle Dieselfahrzeuge, die nicht mindestens die Abgasnorm Euro 6 erfüllen, zumindest in der Stuttgarter Innenstadt Fahrverbot erhalten. Dazu meldet sich nun auch der Verband der Motorjournalisten zu Wort. Das Fazit: Ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge verbessert die Luftqualität kaum und beseitigt weder Problem noch Ursachen.

Ausnahmeregelungen verringern Erfolgsaussichten
So würde die Luft in Innenstädten, die durch Feinstaub und NOx stark belastet ist, durch ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge kaum besser. In der Praxis müsste es Ausnahmeregelungen für Lieferverkehre, Taxis, öffentliche Nahverkehrsbusse und Anlieger geben, die schwer zu überwachen und nur bürokratisch sind. Außerdem stoßen moderne Benzinmotoren, bedingt durch kraftstoffsparende Magerkonzepte, auch Feinstaub und NOx aus und müssten ebenfalls stehen bleiben! Feinstaub entsteht, das zeigen Untersuchungen unabhängiger Institute, auch durch Reifen- und Bremsenabrieb sowie durch andere, nicht durch Fahrverbote zu beeinflussende Quellen.

Die offizielle Politik der Bundesregierung steht unter dem Diktat von Energieeinsparbemühungen zum Klimaschutz. Zur Erreichung des ambitionierten Ziels ist der Einsatz von Dieselautos unumgänglich. Mit Benzinmotoren, deren NOx-Bilanz zwar besser ist, die aber mehr verbrauchen, würde dieses Ziel verfehlt. Umweltfreundlichere Alternativen werden aktuell unverständlicherweise abgewürgt, wie gerade durch Kappung eines Steuervorteils für den CO2-arm verbrennenden Kraftstoff Autogas, der fast staub- und NOx-frei ist.

Der Verband der Motorjournalisten (VdM) appelliert an die Kommunen, den öffentlichen Personennahverkehr attraktiver zu gestalten und mit umweltfreundlichen Fahrzeugen auszustatten. Elektromobilität und andere alternative Antriebsformen sind nicht auf den privaten Bereich beschränkt, sondern auch für Busse und Bahnen denkbar!

Bezahlbarer Zugang zu allen Mobilitätskonzepten?
Sozial verträgliche Mobilität gehört nach Ansicht des VdM zu den Grundrechten. Neben Umweltaspekten gehört dazu aber auch ein diskriminierungsfreier und bezahlbarer Zugang zu allen Mobilitätskonzepten. Eine Verkehrs- und Umweltpolitik, die sich in Appellen an die Autoindustrie und bunten Aufklebern für die Windschutzscheibe erschöpft sowie notwendige Weichenstellungen unter Finanzierungsvorbehalte stellt, verdient diesen Namen nicht, so der Verband der Motorjournalisten.

Wir meinen
Das pauschale Verbot von Dieselfahrzeugen, die nicht den Standard Euro 6 erreichen, bringt wenig und ist vor allem unsozial. Denn wer fährt die älteren Diesel-Stinker? Sicher nicht gut verdienende Bevölkerungsschichten, sondern vor allem Menschen mit niedrigen Einkommen, die sich kein neueres Auto leisten können. Diese Menschen werden praktisch enteignet, denn ihre Fahrzeuge verlieren drastisch an Wert; schon jetzt klagt der Stuttgarter Gebrauchtwagenhandel, dass Dieselfahrzeuge mit Euro 5 kaum noch verkäuflich sind. Warum hier keine zeitlich gestaffelte Regelung gewählt wurde, um zunächst die schlimmsten und ältesten Stinker von den Straßen zu bekommen und den Menschen ausreichend Zeit zu geben, sich auf die neue Gesetzeslage einzustellen, bleibt unklar. Sozial ist diese Maßnahme jedenfalls ein Schuss ins Knie; inhaltlich ist äußerst zweifelhaft, ob das Dieselverbot meßbare Verbesserungen bringt.

Also alles in allem eine tolle, beeindruckend durchdachte Idee! Wir sind gespannt, ob und wie diese Haltung bei der kommenden Bundestagswahl honoriert wird.

 

Freitag, Mai 03, 2024