Trotz aller Reifendruck-Mythen: Nicht zu viel und nicht zu wenig aufpumpen

DEKRA empfiehlt, den Herstellervorgaben zu folgen DEKRA empfiehlt, den Herstellervorgaben zu folgen Foto: DEKRA e.V.

DEKRA Testreihe unterstreicht: Richtiger Reifendruck ist entscheidend

Mal was anderes als "Corona hier, Corona da" - schließlich fahren wir alle trotz der Krise einigermaßen regelmäßig zur Arbeit oder zum Einkaufen. Viel mehr bleibt aktuell nicht, aber wenn man schon fährt, dann doch besser mit dem richtigen Reifendruck! Dazu paßt eine aktuelle Untersuchung der DEKRA, die zu folgenden Ergebnissen kommt:

  • Manche fahren bewusst mit zu geringem oder zu hohem Fülldruck
  • Brems- und Fahrverhalten verändert sich mit dem Reifendruck
  • DEKRA Experte: Selbst der beste Reifen ist ein Kompromiss

Der richtige Druck entscheidet
Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen: Bald ist es Zeit für den Wechsel auf Sommerreifen. Nach dem Tausch stellt sich für jeden Autofahrer die Frage: Welchen Fülldruck stelle ich ein? „Zu dieser Frage geistern eine Vielzahl von Mythen und Halbwahrheiten durch die Welt“, so DEKRA Reifenexperte Christian Koch. „Der eine fährt mit einem geringeren Fülldruck für den vermeintlich besseren Grip, der andere erhöht ihn um 0,5 bar, um den Rollwiderstand und so den Kraftstoffverbrauch zu verringern.“ Neue DEKRA Tests führen jetzt zu einer eindeutigen Empfehlung.

Was bringt eigentlich mehr oder weniger Druck?
DEKRA hat in Zusammenarbeit mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg im Rahmen einer Bachelor-Arbeit das Brems- und Fahrverhalten mit unterschiedlichen Reifendrücken auf trockener Fahrbahn getestet. „Mehrere hundert Bremsungen haben ergeben: Je geringer der Fülldruck, desto kürzer wird der Bremsweg. Das ist aber eben nur die eine Seite der Medaille“, gibt der Reifenexperte zu bedenken. „Denn unsere Fahrversuche, zum Beispiel Slalomfahrten und Ausweichmanöver, haben umgekehrt gezeigt: Mit dem geringeren Fülldruck nimmt auch die Lenkpräzision spürbar ab.“ Das Fahrgefühl wird schwammig. Das Fahrzeug reagiert sehr schwerfällig auf die Lenkbefehle des Fahrers. Bei höheren Geschwindigkeiten wird es unbeherrschbar. „Zudem kehrt sich das Verhalten des Reifens auf nasser Fahrbahn um: Hier ergibt ein hoher Fülldruck die kürzesten Bremswege“, so Christian Koch.

Klare Empfehlung: Hersteller-Vorgaben befolgen
Die Ergebnisse der Testreihe sind für den Reifenexperten keine Überraschung: „Die Anforderungen, die an einen Reifen gestellt werden, sind sehr vielfältig. Deshalb stellt selbst der beste Reifen immer einen Zielkompromiss dar, der verschiedene Anforderungen möglichst gut unter einen Hut bringen muss.“ Seine klare Empfehlung an Fahrzeughalter und Fahrer ist deshalb: „Verwenden Sie den Fülldruck, den Fahrzeughersteller und Reifenhersteller gemeinsam für den jeweiligen Beladungszustand des Fahrzeugs vorgeben.“ Diese Vorgaben sind in der Regel auf einem Aufkleber in der Tankklappe oder an der B-Säule im Bereich der Fahrertür verzeichnet. „Der Zielkompromiss gelingt am besten mit dem vorgegebenen Fülldruck. Deutliche Abweichungen davon wirken sich in der Regel negativ aus – und zwar durch ein unausgewogenes Verhalten des Reifens.“

RDKS regelmäßig kalibrieren
Die meisten neueren Fahrzeuge sind heute mit einem Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS) ausgerüstet, das nach dem Wechsel auf die Sommerbereifung neu kalibriert werden muss. „Dazu sind zunächst die Reifen auf den entsprechenden Fülldruck einzustellen – und zwar immer in kaltem Zustand der Reifen.“ Wer die Sommerräder selbst einlagert und montiert, sollte sie vor der Montage auf ihren Zustand in Sachen Beschädigungen bzw. Verschleißbild kontrollieren und gegebenenfalls ersetzen oder reparieren lassen. Wer die Reifen im Fachbetrieb einlagern und montieren lässt, hat es hier leichter. Solche Kontrollarbeiten werden hier in der Regel schon bei der Einlagerung im Herbst durchgeführt.

Dienstag, April 23, 2024