Briefmarken sammeln - nur was für Rentner?

Ron Pichler Ron Pichler Foto: Ron Pichler

Briefmarken sammeln in Zeiten von WhatsApp, Youtube & Co? Klar. Die Internationale Briefmarken-Börse (ab 25. Oktober 2018, Messe Sindelfingen) zeigt, dass sich auch junge Zielgruppen faszinieren lassen.

„Philatelie 2.0“ – Der Aufbruch in die digitale Briefmarkenwelt
Briefmarken sammeln mit Smartphone und Laptop? Geht. Schon längst hat die digitale Welt auch die philatelistische Szene erobert. Der Sammler des 21. Jahrhunderts nutzt mobile Handydienste, tauscht sich auf Facebook über seine aktuellen Neuerwerbungen aus und diskutiert in Online-Foren über Sonderstempel, Eisenbahnmotive und die neuesten Auktionen. Der versierte Informatiker Ron Pichler betreibt seit 2016 sogar einen philatelistischen YouTube-Kanal.

Denkt man an den klassischen Briefmarkensammler, hat so mancher wohl noch eine äußerst analoge Szenerie vor Augen: gezackte Schätze, die im Album prangen, dazu der fachliche Austausch im örtlichen Verein – ein biedermeierhaftes Bild, das fast an Spitzwegs „Bücherwurm“ erinnert. Lupe, Pinzette, Album und Co. haben aber schon längst digitale Verstärkung bekommen: Der moderne Sammler des 21. Jahrhunderts ist mit Smartphone und Laptop unterwegs. Er stellt seine perfekt gescannten Briefmarken ins Internet, nutzt mobile Handydienste wie „WhatsBriefmarken“ und ist in Facebook-Gruppen und Online-Foren präsent.

Briefmarken auf YouTube
Ron Pichler aus Ammerbuch gehört zu den Vorreitern unter den Briefmarkenfans, die jetzt online in den Social Media aktiv sind: Seit November 2016 betreibt der 34-Jährige seinen eigenen YouTube-Kanal https://www.youtube.com/user/omnibrain – der Kanal wird mittlerweile von über 230 Abonnenten verfolgt. Diese wie auch externe Besucher des Kanals können sich z.B. in Pichlers „Briefmarkenecke“ über die Möglichkeiten des Aufbaus einer Sammlung informieren oder ihn via Bildschirm auf seinem Besuch beim Bund Philatelistischer Prüfer begleiten, in dem es um das Erkennen von Fälschungen geht. Für seine Videosparte „RonAleX on Tour“ fährt der leidenschaftliche Sammler, der sich auf Briefmarken aus der württembergischen Nachkriegszeit spezialisiert hat, gerne auch mal zu den wichtigen Philatelie-Messen oder zu häufig auf Briefmarken abgebildeten Sehenswürdigkeiten, um seinem Publikum von dort zu berichten. Mit seinen kurzweilig gehaltenen, sympathisch gestalteten Clips bringt der junge YouTuber es mittlerweile auf gut 2000 Klicks im Monat – erzeugt von einem Publikum im Alterssegment von überwiegend 25 bis 35 Jahren – es sind, wie Pichler versichert, durchaus aber auch ältere Sammler dabei.

„Das ist Philatelie 2.0“
Ron Pichler ist ein Glücksfall für die digitale Briefmarken-Szene: Als gelernter Informatiker und studierter Wirtschaftsinformatiker bringt er die idealen Voraussetzungen mit, um das philatelistische Wissen mit dem notwendigen IT-Knowhow zusammenzubringen.

Der computerversierte Philatelist gehört wie der überwiegende Teil seines Online-Publikums zu der jungen Generation an Sammlern, die das in der Kindheit ausgeübte, aber dann vergessene Hobby mit Anfang / Mitte 20 wiederentdeckt haben, ihre Sammlerleidenschaft aber lieber online ausüben möchten als in Vereinen und auf klassischen Tauschbörsen – und deshalb in der traditionellen Szene auch kaum sichtbar sind. Im Internet, so Pichler, entsteht gerade eine völlig neue Welt, die derzeit fast ein digitales Paralleluniversum zur analogen Sammlerszene bildet: „Das ist Philatelie 2.0.“ Dass beide Welten zusammenwachsen, ist ihm ein wichtiges Anliegen.

„WhatsBriefmarken“, „Stamp-Manager“ und Co.
Eine wichtige Plattform für den Online-Kontakt innerhalb der digital interessierten Briefmarkenszene ist natürlich Facebook. „Darüber läuft viel“, weiß Ron Pichler zu berichten. Er selbst ist zum Beispiel als Mitadministrator in der Facebookgruppe „WhatsBriefmarken“ tätig, die überdies als Nachrichtendienst fürs Smartphone nutzbar ist. Neben dem fachlichen Austausch rund ums Hobby wollen die Macher der Gruppe jetzt auch das digitale Lernen möglich machen: „Wir planen ganz gezielt, in Zukunft auch Lerninhalte und Fachbeiträge, sogenannte Lektionen, zu erstellen und diese zu sammeln und zu archivieren“, erzählt Pichler. „Gleichzeitig soll – anders als bei digitalen Wissensquellen wie z.B. Wikipedia – über die Inhalte auch diskutiert werden können.“ Wer Briefmarken analysieren lassen will, greift auf Apps wie z.B. den „Stamp-Manager“ zurück: Die App ist in der Lage, Briefmarken mit Hilfe eines Bilderkennungsverfahrens zu identifizieren.

Infos und Austausch in den Online-Foren
Auch Online-Foren sind ein idealer digitaler Treffpunkt für die Philatelisten in Deutschland und im Rest der Welt. Hier gibt es mehrere Plattformen, die jeweils mit verschiedenen Ansätzen und Auffassungen arbeiten. Ideal für den Einstieg, so Ron Pichler, ist das „Philaforum“ www.philaforum.com, das es schon seit 2004 gibt. Fortgeschrittene können sich auch auf den „Philaseiten“ www.philaseiten.de sowie beim „Bund Forum“ www.bund-forum.de tummeln.

Der nächste wichtige Termin, von dem Ron Pichler seiner YouTube-Gemeinde berichten wird, ist die Internationale Briefmarken-Börse in Sindelfingen, die vom 25. bis 27. Oktober stattfindet: „Die Messe ist die größte zum Thema in Deutschland und deshalb ein wichtiger Szene-Treffpunkt“, berichtet Pichler. „Schon im letzten Jahr habe ich von dort gedreht und bin bei meinem Publikum auf großes Interesse gestoßen.“ In diesem Jahr plant der YouTuber neben seinen Informationen zu den Highlights der Messe, mehrere wichtige Protagonisten der philatelistischen Community zu interviewen. Und so die kostbaren Momente zu ermöglichen, in denen analoge Realität und digitale Sammlerwelt zusammenwachsen …

Messe Sindelfingen als Sammler-Treff
Die Internationale Briefmarken-Börse Sindelfingen findet vom 25. bis 27. Okt. 2018 in der Messe Sindelfingen statt und ist Donnerstag und Freitag von 10:00 bis 18:00 Uhr sowie am Samstag von 10:00 bis 16:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Sowohl von der S-Bahnstation Stuttgart-Vaihingen als auch von der S-Bahnstation Goldberg fährt an allen drei Messetagen ein kostenloser Shuttlebus.

Weitere Informationen
www.briefmarken-messe.de

Donnerstag, April 25, 2024

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