ITFS: Die ersten Programm-Highlights stehen fest

“Uncle Thomas accounting for the Days” “Uncle Thomas accounting for the Days” Foto: Regina Pessoa

27. Internationales Trickfilm-Festival 2020 / Festival of Animated Film - 5. bis 10. Mai 2020, Stuttgart

Vielfalt zeigt sich beim ITFS in den unterschiedlichen, interkulturellen und internationalen Programmen, Wettbewerbsbeiträgen aus über 90 Ländern und nicht zuletzt durch die Gäste und Besucher*innen selbst. Dabei wird der Begriff „Diversity“ nicht nur auf die geschlechtliche Vielfalt reduziert, sondern umfasst ethnische, religiöse, kulturelle, politische und ökonomische Vielfalt. Das ITFS zeigt in den präsentierten Arbeiten, wie Animation, Games und Digitale Medien nicht nur Vielfalt repräsentieren, sondern diese auch produzieren und stimulieren.

Schwerpunkt: Wonderwomen – Frauen in Games & Animatio
Von Beginn der Filmgeschichte an haben Künstlerinnen wie Lotte Reiniger wichtige Impulse für die Animation gegeben. Trotzdem sind bis heute Regisseurinnen, Produzentinnen und Trickfilmerinnen im Animations- und Gamesbereich unterrepräsentiert. Aufbauend auf das Programm „Women in Animation“, das beim ITFS 1996 von Jayne Pilling kuratiert wurde, stellt das kommende Festival neue und historische Position des weiblichen Animationsfilms vor. Der diesjährige Schwerpunkt „Wonderwomen – Frauen in Games & Animation“ zeigt nicht nur innovative Animationskunst von Frauen, sondern stellt erstmalig in einer Ausstellung dezidiert Computerspiele vor, die maßgeblich von Frauen realisiert wurden.

Gleich drei Kurzfilmprogramme, kuratiert von Waltraud Grausgruber und Birgitt Wagner (Festivalleiterinnen Tricky Women, Wien) präsentieren die Vielfalt der internationalen weiblichen Animationsszene. Die Filmreihe ist eingebettet in den Schwerpunkttag, den das ITFS in Zusammenarbeit mit dem Verband „Women in Animation Germany“ veranstaltet; auch die AG Animationsfilm beteiligt sich in einer Panel-Diskussion mit Case Studies am Thema. Weitere zwei Filmreihen werden von Gerben Schermer (ehemaliger Leiter des Holland Animation Film Festival) kuratiert, der die chinesischen Filmemacherinnen in den Fokus rückt.

In einer In Persona-Präsentation stellt sich Monique Renault vor: Die gebürtige Französin ist eine Pionierin der europäischen Animationsbranche, setzte sich schon früh mit Themen der Erotik und Geschlechterrollen auseinander und trug dazu bei, die Möglichkeiten und die Ernsthaftigkeit von Animationsfilm einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Außerdem kommt eine zweite starke Filmemacherin in der In Persona-Sektion zu Wort – die Produktion der portugiesischen Animationskünstlerin Regina Pessoa „Tragic Story with a Happy ending“ entwickelte sich zu einem der portugiesischen Filme mit den meisten Auszeichnungen überhaupt.

Auch in der GameZone des ITFS, die die Verbindung von Games und Animation erlebbar macht, zeigen wir in einer kuratierten Ausstellung (Kurator*innen: Stephan Schwingeler, Judith Ackermann) die abwechslungsreichen Arbeiten von Game-Designerinnen seit den Anfängen der Games-Kultur bis heute, u.a. mit Arbeiten der US-Amerikanerin Lynn Hershman Leeson, eine der Pionierinnen der interaktiven Kunst.

Schwerpunkt: Copines! Fokus Frankreich
Mit unserem französischen Nachbarn verbinden Deutschland und auch die Animationsszene eine innige Freundschaft. Und was würde sich besser für einen ITFS-Länderschwerpunkt und das diesjährige Motto eignen als das Land, dessen französische Begriffe „Diversité“ und „Différence“ die DNA der europäischen Idee ausmachen? Vielfalt ist der Garant und die Grundbedingung von Demokratie, und die (freie) Kunst ist ein substantieller Ausdruck gelebter Vielfalt.

In der Master Class von Benjamin Renner erhalten die Besucher*innen einen exklusiven Einblick in die Arbeit des Oscar-nominierten Cartoonisten, Animators und Filmemachers, der bereits den wichtigsten nationalen Filmpreis César gewann. Jérémy Clapins erster animierter Langfilm „J’ai perdu mon corps“ wurde in diesem Jahr für einen Oscar nominiert und gewann den Annie Award als Best Indie Feature; zusammen mit FMX – Conference on Animation, Effects, Games and Immersive Media zeigt das ITFS den Film als gemeinsames ITFMX-Screening. Außerdem stellen sich vier renommierte französische Animationsstudios in den Studiopräsentationen des ITFS vor, darunter Folimage (Jacques-Rémy Girerd), H5 (Ludovic Houplain, Federico Materazzo), Sacrebleu Productions (Ron Dyens) sowie Studio Silex. Die Animationshochschulen La Poudrière und EMCA zeigen darüber hinaus die besten Arbeiten ihrer Studierenden.

GameZone
Die GameZone ist der digitale Spielplatz des ITFS und unterschiedlichen Formaten gewidmet – von Indie Games über VR-Installationen bis zu Game Jams – und findet in diesem Jahr im Kunstgebäude Stuttgart statt. Auf 2.000 Quadratmetern versprechen über 50 Games und VR-Installationen Spielspaß pur. Auch hier zieht sich das Motto „Creating*Diversity“ als roter Faden durch das Programm: In einem Panel-Talk ist geplant, die neue Initiative „Hier spielt Vielfalt“ der Games-Branche vorzustellen, die sich sowohl für mehr Vielfalt in den wirtschaftlichen Strukturen als auch für die stereotypfreie Darstellung aller Menschen in Games einsetzt.

Darüber hinaus steht Donnerstag, 7. Mai in der GameZone ganz im Zeichen der Bildung. Erstmalig kooperiert das ITFS mit didacta – Die Bildungsmesse, die auf dem ITFS erörtert, welche Rolle Animation und Computerspiele bei der Darstellung und Vermittlung von Inhalten im schulischen und außerschulischen Kontext spielen können. Auch die Paneldiskussion Edutain Me 6.0 diskutiert die Einführung digitaler Medien für die Gestaltung des Unterrichts. Die Keynote dazu halten Vertreter*innen des Gamesstudios Tinybop aus Brooklyn, das hauptsächlich interaktive, grafisch aufwändig gestaltete Lernspiele entwickelt.

Filmprogramme & Präsentationen
Neben allen Sonderformaten bilden die Kurz- und Langfilmprogramme jedes Jahr den Kern des Internationalen Trickfilm-Festival Stuttgart. Der Internationale Wettbewerb zeigt einige der besten animierten Kurzfilme der ganzen Welt; darüber hinaus werden in den unterschiedlichen Wettbewerben Preisgelder von bis zu insgesamt 90.000 € vergeben. Preisgekrönte Filmschaffende stellen sich und ihre Arbeit in der In Persona-Reihe vor, dabei ist u.a. auch der französische Regisseur und Animator Jean-Charles Mbotti Malolo, dessen aktueller Film für den César in der Kategorie bester Kurzfilm nominiert ist und der mit dem Kurzfilm „Le sense du toucher“ bereits 2015 den Grand Prix auf dem ITFS gewann. Zu Gast ist außerdem Liu Jian aus China, dessen Film „Have a nice day“ im Wettbewerb der Berlinale 2017 um den Goldenen Bären konkurrierte; sein Erstlingsfilm „Piercing I“ lief bereits 2011 im Wettbewerb des ITFS und wird nun erneut beim ITFS 2020 gezeigt. Zwei weitere Trickfilmprogramme in Kooperation mit der DEFA Stiftung zeigen das filmische Werk von
Marion Rasche, eine der wichtigsten Vertreterinnen des DDR-Animationsfilms, kritische Zeitgenossin und ehemalige Chefdramaturgin des DEFA-Studios für Trickfilme.  

Die 2019 begonnene Kooperation zwischen ITFS und dem Popbüro Region Stuttgart in der Reihe Music & Animation wird in diesem Jahr fortgeführt: Am Samstag, 9. Mai diskutieren verschiedene Speaker bei der Veranstaltung Pop-XR den Einsatz digitaler Techniken und Medienkunst für musikalische Live-Performances. Ihren multimedialen Abschluss findet die Veranstaltung in der Pop-XR Party im Club White Noise, in der die Medienkünstlerin Portrait XO aus Berlin auf den Straßburger DJ Difracto trifft.

Die Tribute-Reihe ehrt die Werke verstorbener Filmschaffender wie Rosto aus den Niederlanden und An Xu aus China. Und in den Master Classes lernen Interessierte die Tricks von Filmgrößen wie Pedro Rivero aus Spanien („Birdboy“, „The Platform“), Jalal Maghout aus Berlin/Damaskus (Architecture and Animation) sowie dem Musiker und Filmemacher Fermin Muguruza aus Bilbao (Transmedia-Projekt „Black is Beltza“) kennen. Erstmals stellt sich auch die Effat University aus Jeddah (Saudi-Arabien) vor, an der ausschließlich Frauen Animationsfilm studieren und produzieren. Zu guter Letzt beehrt der mehrfach Oscar-nominierte US-Animator Bill Plympton, Großmeister der Indie-Animation und langjähriger Freund des ITFS, das Festival in einer schwarzhumorigen Kultnacht mit vergangenen und aktuellen Projekten.

Ein besonderes Highlight in diesem Jahr ist das Animationstheater „Animeo & Humania“ von Theater Marie (Aarau) und François Chalet (Zürich) in Kooperation mit FITZ! Zentrum für Figurentheater. In vier Vorstellungen umgarnen sich Schauspielerin und animiertes Wesen in einem Flirt zwischen Mensch und animierter Figur. Der Live-Moment des Theaterabends begibt sich in ein Abenteuer mit dem Animationsfilm.

Tickets
Festivalpässe und Akkreditierungen zum vergünstigten Early Bird-Tarif sind bis zum 12. März erhältlich: www.itfs.de/tickets.
Weitere Infos: www.itfs.de

Donnerstag, April 25, 2024