"Unsere Arbeitswelt wird sich radikal verändern"

"Unsere Arbeitswelt wird sich radikal verändern" Foto © 2017 centomo GmbH & Co. KG

„Selbstfahrende Autos werden die deutsche Automobilindustrie nicht vernichten, sondern zu neuen Höchstleistungen antreiben.“

Mit diesen Worten widerspricht Michael Zondler, Geschäftsführer des Stuttgarter Beratungsunternehmens CENTOMO (www.centomo.de), dem Philosophen und Publizisten Richard David Precht. Dieser hatte im Interview mit dem „Deutschlandfunk“ behauptet, die deutsche Automobilindustrie werde durch die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung vernichtet werden.

„Schon der amerikanische Schriftsteller Mark Twain wusste: ‚Voraussagen soll man unbedingt vermeiden, besonders solche über die Zukunft.‘ Daher bin ich sehr skeptisch, wenn Herr Precht präzise vorhersagt, dass ein Verlust von zwei Millionen Arbeitsplätzen einschließlich der Automobilzuliefererindustrie drohe. Dies hänge mit dem Ende des fetischisierten Individualverkehrs zusammen, wie Precht sich ausdrückt. Technischer Fortschritt bedeutet ja immer, dass bestimmte Arbeitsplätze wegfallen. Dafür entstehen an anderer Stelle neue. Insofern halte ich es für äußerst gewagt, solche konkreten Aussagen zur Zukunft der deutschen Automobilindustrie zu treffen“, sagt Zondler.

Digitalisierung wird zum Jobmotor der Automobilindustrie
Momentan mache CENTOMO, zu dessen Kunden viele Automobilzulieferer gehören, gegenteilige Erfahrungen als die von Precht geschilderten. „Zurzeit ist die Digitalisierung der Autoindustrie ein echter Jobmotor und kein Jobvernichter. Das können wir an den Zahlen in unserem Beratungsgeschäft präzise ablesen“, so der CENTOMO-Chef. Der Automobilexperte Helmut Becker sieht die Autoindustrie global sogar vor einem neuen Wachstumszyklus. Vollbeschäftigung über Jahrzehnte hinaus sei allein durch das Umstellen der Verbrennerflotten auf E-Antrieb garantiert. Und Märkte wie China, Indien, Russland oder Brasilien würden zusätzlich „ohnehin noch bedarfsbedingt weiterwachsen“, so der N-TV-Kolumnist.

Radikale Veränderungen
„In einem Punkt hat Precht Recht: Unsere Arbeitswelt wird sich radikal ändern. Jedes zweite Mädchen, das heute geboren wird, hat gute Chancen, 100 Jahre alt zu werden. Da ist es logisch, dass diejenigen, die keine harte Knochenarbeit verrichten müssen, demnächst auch bis 70 oder 80 arbeiten werden. Und aufgrund der Digitalisierung werden einfache Tätigkeiten ganz wegfallen. Hier müssen wir uns überlegen, ob eine Art Grundeinkommen nicht besser und würdiger ist als der ganze Sozialapparat, den wir uns zurzeit noch leisten. Mit diesen Fragen müssen wir uns jetzt befassen.
Allerdings widerspreche ich Precht, wenn er sagt, dass die Automatisierung zunächst vornehmlich negative Auswirkungen haben werde. Wir können den Wandel bewusst gestalten. Und wir sollten uns auch hin und wieder einmal klar machen, dass wir heute in unserem Land einen Wohlstand, eine prosperierende Wirtschaft und eine gesundheitliche Versorgung vorfinden, von der alle Generationen vor uns nur träumen konnten. Die Digitalisierung hat unser Leben unterm Strich besser und einfacher gemacht. Ich habe keine Zweifel, dass dies auch in Zukunft so sein wird, wenn wir die richtigen Rahmenbedingungen setzen“, so Zondler.

Dienstag, April 23, 2024

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